T R A N S A L P  2 0 1 7  -  E i n  R E I S E B E R I C H T

Vorbereitung

Wenn's um die Wurst geht - oder das Gramm

Nahezu die gesamte Ausrüstung im Rucksack und am Bike (Transport)
Nahezu die gesamte Ausrüstung im Rucksack und am Bike (Transport)

Wir haben uns gleich für "meine" erste Alpenüberquerung eine individuelle Reise (allerdings auf erprobten Wegen) herausgesucht. So wenig sinnvoll das erscheinen mag, bereue ich bis heute (im Nachgang der Transalp) nichts! Für einen selbst organisierten Alpencross in dieser Größenordnung lief alles - die akribische Vorbereitung sei dank - wie ein Länderspiel. Aber das nur mal so am Rande; hier soll es um Ausrüstung und Training gehen. Bereits acht Monate vor Start wusste ich, was mir bevorsteht. Also hatte ich genügend Zeit, mich vorzubereiten. Dabei habe ich den Part mit der Ausstattung etwas unterschätzt. Bis zum Schluss habe ich noch Sachen nachgekauft. Auch "Firlefanz", den ich als Single nicht im Haus hatte, aber nach Meinungen erfahrener Transalper durchaus gebrauchen könnte, habe ich nach und nach noch beschafft. Wie sich meine Vorbereitung entwickelt hat und was ich hätte besser lösen können, möchte ich hier gerne berichten:

 

Angefangen hat alles mit meiner eher durchwachsenen Erfahrung mit dem zur Verfügung stehenden Stauraum des Vaude Bike Alpin 25+5 (2014er Modell) Rucksacks. Ist dieser von der Fächerlogik, der Belüftung, dem Tragekomfort und der Verarbeitungsqualität wirklich hervorragend, so ist die Hersteller-Stauraumangabe ein schlechter Scherz. Selbst in ausgefaltetem Zustand passen (auch laut einschlägiger Tests) nur knapp 26 Liter hinein. Das war mir zu gewagt; ein neues, größeres Modell musste her. Aufgrund meiner unerschütterlichen Liebe zu den deutschen Textilkünstlern aus Tettnang-Obereisenbach habe ich mich schlussendlich wieder für einen (diesmal einfach größeren) Vaude Rucksack entschieden und es auch diesmal nicht bereut: den Bike Alpin 30+5 (2016). Zwar sind dem Leichtbauwahn einige sinnvolle Fächer zum Opfer gefallen und auch die Benutzung der oberen Reißverschlüsse ist nicht mehr so intuitiv wie beim Vorgänger, aber das sehr geringe Eigengewicht von knapp über einem Kilogramm, die nochmals verbesserte Belüftung, der weiche aber strapazierfähige Stoff und der schier endlose Stauraum sind 1A. Fazit: Aufgabe erfüllt!

 

Neben der Transportlösung stellte sich die Frage, was denn auf einen Transalp mitzunehmen sei. Von vielen Ganztagestouren hatte ich schon eine ziemlich genaue Vorstellung, was für die reine Fahrt sinnvoll sei. Da ich jedoch noch nicht so viele Mehrtagestouren gefahren bin, fiel mir der Rest ringsherum nicht so leicht. Hier halfen mir erfahrene Alpencrosser wie Andreas Albrecht (www.transalp.info) und Andreas Schulze (www.gletschersau.de), die Dinge einzugrenzen, die man für "Kleidung danach", Übernachtung, Pflege und Sicherheit benötigt. Aus deren Packlisten hat sich eine für mich anpasste eigene Packliste entwickelt, die ich hier auch gerne einmal teilen möchte. Da diese sich nach meinem Transalp noch etwas optimieren ließ, ist nun auch gleich die "getunte" Version rechts daneben sinngemäß gegenübergestellt.  Alles auf dieser Liste ist natürlich mehr oder weniger subjektiv notwendig und sicherlich von Mensch zu Mensch etwas anders.

Transalp-Packliste mit Gegenüberstellung Planung / Optimierung
Transalp-Packliste mit Gegenüberstellung Planung / Optimierung
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Wichtige Überlegungen zu Bike, Klamotten und "was warum wohin"...

Vollausgestattetes Fully nach drei Tagen Transalp
Vollausgestattetes Fully nach drei Tagen Transalp

Einige grundlegende Überlegungen standen auch im Raum, die wichtig waren, um nicht später in irgend ein Fettnäpfchen zu treten:

 

So kennt jeder Outdoorer die Frage nach dem Taschenmesser und der Taschenlampe. Klar, muss das mit, aber macht ein Taschenmesser Sinn? Ich habe mich stattdessen für ein typisches Leatherman Tool mit zusätzlichen Bit-Aufsätzen für allerlei Schraubenköpfe (Kreuz, Schlitz, Torx...) entschieden, da es die Eigenschaften verschiedener Werkzeuge einschließlich dem Taschenmesser kombiniert, und das als Ergänzung zum spezialisierten Topeak Multitool für's Mountainbike. Das Mehrgewicht von knapp 200 Gramm geht bei dem immensen Nutzen in Ordnung. Denn spätestens wenn ein derber Kabelbinder oder (ganz klassisch:) der Schaltzug abgeschnitten werden muss, ist beispielsweise die Zange ein Segen! Die Taschenlampen-Frage wurde mit der nach einer Notbeleuchtung für's Rad kombiniert. Im Notfall sollte das Front-LED-Light auch für die Navigation im dunklen Tunnel oder Wald ausreichen - das rote Hecklicht ist aus Sicherheitsgründen sowieso obligatorisch eingeplant. Check!

 

Die Frage nach einer Oberrohrtasche entstand aus einer äußerst simplen Überlegung: Wie komme ich während der Fahrt schnellstmöglich an mein Smartphone, um Videos und Fotos aufzunehmen? Voraussetzung: Vor Wetter geschützt sollte es sein! Gleich vorweg: Dies war ein typischer Planungs-Flopp. Die Tasche war so nützlich wie ein Kropf - permanent im Weg beim Pedalieren und Stehend-Fahren, und bei Regen unter einer Schutzhülle mindestens genau so unzugänglich wie der Rucksack auf dem Buckel! Noch dazu war mein "Galaxy S7" Smartphone von Haus aus wasserdicht, so dass es schlussendlich immer in der reißverschlussversehenen Hosentasche landete. Best Place! Außer für Stürze, aber da kann es auch besagte Oberrohrtasche hässlich erwischen! Also das Thema "Oberrohrtasche" gleich wieder vergessen, solange man ein recht robustes Telefon hat! Der Outdoorer neigt ja sowieso zu wasserdichten Produkten ;-) ...

 

Eine Gretchenfrage ist die nach dem Wassertransport! Während ich auf meinen Tagestouren stets auf meine 3-Liter-Trinkblase im Rucksack schwöre, habe ich mich aus folgenden Gründen auf dem Transalp dagegen entschieden:

- ich muss nicht das ganze Gewicht des Wassers am Rücken tragen

- ich habe potenziell mindestens 2 Liter mehr Stauraum im Rucksack

- ich kann Flaschen besser reinigen und dynamischer auffüllen

- die Trinkwasserversorgung in den Alpen ist durchweg sehr gut und engmaschig

Wie man sieht, spricht alles für den Einsatz zweier 0,75 Liter Trinkflaschen. Größer gingen sie leider nicht, da nur diese unter meinen Dämpfer ins verbleibende Rahmendreieck passen. Leider bekam ich Flasche Zwei nicht mehr am 160 mm Fully unter, ohne mir selber Fallen zu bauen, und so musste diese mit in den Rucksack (siehe Packliste). Check!

 

Eine ungewöhnliche Lösung habe ich mir für den Transport der Ersatzspeichen ausgedacht. Während die kleinen Gewindenippel mit all den anderen Kleinteilen, Multitools, dem Flickzeug und dem Ersatzschlauch in der unerlässlichen geräumigen Satteltasche verschwinden, stellt der dauerhafte Transport der 30 cm langen Metallstäbchen ein kleines Problem dar, da diese nicht nur sperrig sondern auch empfindlich gegen Knicke sind. Oft ist die einfachste auch die beste Lösung: Was ist gerade, stabil, ausreichend fest, um den Speichen als Stütze (gegen Verbiegen) zu dienen, und sowieso immer (!) dabei? Das Bike! Wenn man nun noch eine Stelle findet, die man (fast) noch nie berührt hat und die oben geforderte Eigenschaften aufweist, ist man fertig: Die Schwinge am Heck des Bikes, genauer die Unterseite der Sitzstrebe auf der Antriebsseite (die auf der linken Seite greift man beim Schultern des Rades), war perfekt! Fertig! Wenn man auf dem Foto oben genau hinschaut, sieht man mindestens zwei der drei schwarzen Klebebandstreifen (Elektro-Isolierklebeband) auf dem grünen Teil der Sitzstreben an der Schwinge.

 

Einige Werkzeuge und Ersatzteile für die häufigsten auftretenden Sachschäden habe ich oben bereits erwähnt.  Eine detaillierte Auflistung der mitgeführten Werkzeuge und Ersatzteile entnimmst Du am besten o.g. Transalp Packliste.

 

Eine abendliche "Ausgehhose" ist sicherlich toll. Allerdings schlägt die auch mit mindestens 300 Gramm und ordentlichem Platzbedarf zu Buche. Ich habe darauf verzichtet und im Bedarfsfall meine lange Regenhose als "Jeans-Ersatz" oder meine Bike-Shorts als "Zivil"-Shorts angezogen. Schön ist was anderes, daher erwäge ich zukünftig die Mitnahme einer ganz leichten, dezenten Short; auch für den seltenen Fall, dass alle Bike-Klamotten mal eingeschlammt und nass sind. Das kam bereits einmal vor und ich konnte mir nur damit behelfen, meine Bike-Short kurz händisch zu waschen und feucht-klamm zum Abendbrot anzuziehen. Eklig! ;-)

 

Wie Du vielleicht schon festgestellt hast, machen in meiner Packliste die Energieriegel (Energy-Cakes) und das Getränkepulver (Zucker- und Elektrolyte-Mix Powerbar) einen nicht unerheblichen Anteil am Gesamtgewicht auf dem Rücken aus. Das ist auch mir nicht entgangen. Ich bin jedoch bereit, dieses potenzielle Mehrgewicht (insbesondere zu Anfang der Reise) zu tragen, da es einem einige Sicherheiten in Bezug auf die Energieversorgung des Körper gerade zu Beginn der Belastungen gibt. Ein Beutelchen des Energie-Mixgetränkepulvers reicht für etwa zwei Flaschen (ca. 2x33 Gramm). Damit komme ich meist gut und gerne über einen ganzen Tag (beim Wiederauffüllen wird nur immer weiter verdünnt). Hier wird auch nicht nachgekauft, denn nach zwei drei Tagen, hat sich der Stoffwechsel an die erhöhten Anforderungen gewöhnt. Die Riegel sind eine sinnvolle Ergänzung zu den normalen Mahlzeiten, auch und insbesondere, um schnell einem sogenanntem "Hungerast" (plötzlich eintretender Leistungsabfall / Schwächeanfall aufgrund von Unterzuckerung) vorzubeugen. Derlei Riegel oder Schoko-Snacks kaufe ich auch gegebenenfalls im Supermarkt um die Ecke nach; der Abwechslung halber aber auch gerne mal eine Staude Bananen... :-) Dass ich sie dringend benötigte, zeigte mir meine Waage nach dem Transalp. Ich nahm bei 1,80 m Körpergröße von 78 kg auf 74 kg über die neun Tage ab!

  

Medizinische Grundausstattung - "MEDIKIT"

Die Anforderungen an ein medizinisches "Grundkit" sind sicherlich sehr individuell. Jeder sollte seine Erfordernisse und seinen Bedarf (z. B. wegen Allergien und/oder Einschränkungen) am Besten kennen. Dennoch lässt sich auch für einen "kerngesunden" Menschen ein pauschaler Grundbedarf im Verletzungs- oder Infektionsfall feststellen. Dieser erschließt sich für mich aus den am häufigsten auftretenden eigenen Problemen: Infekte (Erkältungen), Verdauungsbeschwerden (Völlegefühl, Sodbrennen), Krämpfe, Zerrungen, Druck- und Abriebwunden (Gesäß), Schürfwunden, Schnitte, Prellungen und Brüche. Klingt teils martialisch, ist aber eben nur realitätsbezogen. Daher brauche ich für mich folgende Grundausstattung:

 

- Pflaster, Mullbinden und Kompressen

- Schere, Pinzette

- Dreiecktuch, Sicherheitsnadeln (gerne auch fünf mehr)

- Reisedesinfektionsmittel oder hochprozentiger (medizinischer) Alkohol

- Natron (Bullrich-Salz) im Reisedöschen gegen Sodbrennen und Völlegefühl

- Schmerzmittel verschiedenster Wirkweisen (ASS, Ibuprofen, Paracetamol) als temporäre "Egalisierer" nach einem Unfall

- Finalgon in der kleinen Reisetube (Achtung bei der Dosierung!) zur äußeren Anwendung bei Prellungen und Zerrungen

- Hirschtalgcreme im doppelt abgepackten Zip-Beutelchen gegen Gesäßbeschwerden (Reibewunden, Tip Top!)

 

Training oder das, was man stattdessen treibt...

Als Leipziger sind wir, was Berge betrifft, echt geschlagen! In direkter Umgebung gibt es keine nennenswerten Erhöhungen, welche einem auch nur annähernd das Bergfahren näherbringen könnten. Wie man auf dieser Website sehen kann, wissen wir uns aber zu helfen. Wir sind fast jedes Wochenende irgendwo außerhalb unterwegs, um "echte" MTB Erfahrungen zu erleben. Radeln ist in meinen Augen das Wichtigste, zur Not auch einfach nur quer durch die Stadt. Meiner Meinung nach sollte man ohne größere Pausen vor einem Alpencross schon 2000 bis 3000 Kilometer in den Beinen haben. Nicht vergessen: Ein Transalp ist alleine schon 400 bis 500 Kilometer lang! Bergerfahrung ist auch dringend empfehlenswert, wenn man an einem Tag über 2000 Höhenmeter am Stück bergauf fahren können will, am darauf folgenden Tag wieder, den nächsten Tag wieder, und so weiter. Also, egal wie Du fährst, bike unbedingt viel in den zur Verfügung stehenden umliegenden Mittelgebirgen; optimalerweise auch gerne in den Hochgebirgen! Und auch, wenn das nicht immer geht: Radele! :-)

 

Lauftraining kann sehr hilfreich sein, da es die Kondition anders schult, andere Muskeln belastet und den gesamten Oberkörper mit einbezieht. Dies kräftigt auch die Rumpfmuskulatur, was bei der dauerhaften Belastung während der Transalp-Woche mit dem schweren Rucksack hilfreich sein wird! Ich laufe nicht gerne, habe aber die Gelegenheit eines anstehenden "spaßhaften" Firmenlaufs genutzt, mir einige solcher Trainingseinheiten abzuholen. Was das bringt, merkst Du drastisch nach den ersten zwei drei Lauftrainings...

 

Ansonsten ist jede weitere sportliche Betätigung hilfreich. Ich bin ohne größere Pausen vor dem Alpen-X 2017 noch geklettert (Freeclimbing) und habe mehrere Stiegentouren (herausfordernde Wanderungen) in der Sächsischen Schweiz mit insgesamt etwa 150 Kilometern und etwa 8000 Höhenmetern gemacht. Das macht mir riesigen Spaß und bringt Abwechslung in meine Belastungsbilanz.

 

Ein besonderes Trainingsprogramm oder einen speziellen Trainingsplan benutze ich nicht, da bei all meinen sportlichen Aktivitäten ausschließlich der Spaß im Vordergrund steht.

 

Wiederholung schafft Sicherheiten

Als Hybrid zwischen "Ausrüstung" und "Training" empfinde ich folgenden Punkt: Erprobe dein Setup! Fahre viele Touren mit einem relativ gut gefüllten Rucksack nahe am Transalp-Gewicht (eine 3-Liter-Trinkblase ist nicht nur luxuriös, sondern besonders zu Anfang auch ein gutes Trainingsgewicht), teste bei Gelegenheit ruhig deine Regenklamotten in einem zweistündigen Guss während der Fahrt, fahre mit deinen Reifen auch mal absichtlich durch Dornenbüsche (natürlich nur, wenn Du Pannenmilch drin hast!) und und und... .

 

Jede Erfahrung, die Du vor dem Ernstfall gesammelt hast, wird eine nützliche sein! Außerdem erhältst Du so noch die Möglichkeit, potenziell untaugliches Material vor Reiseantritt zu ersetzen, und kannst dir sicher sein, dass dein mühsam zusammengestelltes Setup auch taugt! Es ist mir beispielsweise mit der Regenhose so gegangen: Die getestete Erste gab ihren Geist nach zwei Regentouren auf...

 

Denis Pfeiffer

 

Ps.: Ich hoffe, ich habe an alles Wichtige gedacht. Solltest Du noch Fragen haben, kannst Du mich gerne kontaktieren. Weiter geht's nun mit dem eigentlichen TRANSALP 2017, und zwar dem 1. TAG!