Anreise + 63 km, 1220 hm | Ehrwald - Fern-Pass - Schloss Fernstein - Strad - Imst - Kronburg - Tramser Weiher - Landeck
Nach aller grauen Theorie über Transalps mit dem Mountainbike, nach monatelangem Training und Vorbereitung auf meine erste Alpenüberquerung, nach der x-ten Planung und Optimierung der Route ging es nun tatsächlich los. Warum meine Freude am ersten Tag dann doch ein wenig gedämpft war, erfährst Du hier.
Am Freitagmorgen, 21.07.2017 um vier Uhr starteten wir mit dem Auto in Leipzig unser Abenteuer "Transalp 2017". Fünf Stunden später, ab kurz nach München, zeigten sich die ersten Ausläufer der Alpen. Die ließen uns langsam ungeduldig werden und unsere Biker-Herzen höher schlagen. Gegen zehn Uhr dreißig kamen wir endlich am Parkplatz in Ehrwald (Österreich) an und luden unsere Bikes und Ausrüstungen aus, immer die umliegenden majestätischen Riesen und die gigantische Zugspitze im Blickfeld.
Das Wetter war bilderbuchmäßig und ließ bei zarten 20°C und leichter Bewölkung auf einen traumhaften Tourstart hoffen. Die das Ehrwald-Tal umgebenden Gebirgszüge mit ihren leicht verschneiten Kuppen und dem starken blauen Dunstschleier (der Namensgeber des "blauen Landes") machten uns schon ordentlich verrückt auf die kommenden Erlebnisse. Kurz nochmal gecheckt, ob der Parkplatz wirklich gebührenfrei und die Ausrüstung komplett ist, das Geld, die Schlüssel und die Wertsachen da sind, wo sie hingehören, ob das Bike surrt und schnurrt und alles richtig zusammengesetzt ist, dann ging es munter los in Richtung des Talausgangs nach Süden.
Etwas enttäuschend luden uns zu Anfang breite und gut ausgebaute Wald- und Forstwege zum vergleichsweise gechillten Cruisen ein. Insbesondere ich als "erstmaliger" Alpenüberquerer mit dem Mountainbike hatte mir natürlich gleich zu Anfang fette Trails und ausgesetztere Wege erhofft. Ich tröstete mich mit dem Gedanken, dass das wohl erst am nächsten Tag begänne und genoss stattdessen das flowige Dahinrollen und das eher sanfte Auf und Ab.
Bereits nach kurzer Zeit erreichten wir den Weißensee, den ich bis dato nur aus vielen Transalp-Videos kannte. Langsam stellte sich dann doch das erhebende Gefühl ein, dass ich mich tatsächlich selbst auf einer dieser abenteuerlichen, verrückten Reisen befand. Die umliegenden Berge bestaunend (und noch gar nicht wissend, was ich später noch für welche sehen sollte) strampelten wir uns mit zunehmender Schwierigkeit zum Fernpass hoch. Kurz davor kommt man an die eigentlich höchste Stelle mit dem ersten richtigen Ausblick in die Alpen. Dieser Ausblick war uns natürlich gleich ein Päuschen mit Fotos wert:
Die folgende Abfahrt vom Pass war einerseits von den Wegen her sehr schön und flowig, andererseits zumindest beim Queren der völlig überlasteten Passstraße mit ihren nicht enden wollenden Fahrzeugkolonnen etwas sehr ernüchternd. Es dauerte bestimmt zwei (gefühlt eher fünf) Minuten, ehe sich zwei der Verkehrsteilnehmer erbarmten, uns über diese Straße zu lassen. So schnell, wie sie aufgetaucht war, verschwand die Straße und der mit ihr verbundene (Reiseverkehrs-) Trouble auch wieder.
Je weiter man sich von ihr entfernte, desto stiller und schöner wurde wieder das Dahinrollen, zumal sich der Pfad wenig später entlang einer Schlucht teils über Holzbrücken und "Balkone" entlang der Steilwände schlängelte. Sanft über mehrere Kilometer abfallend, lud dieses Teilstück zum ordentlich Aufdrehen ein. Nach dem ersten Trailride-Feeling kam als kleiner Bonus die direkte Durchfahrt unter dem Schloss Fernstein, welches romantisch verspielt unterhalb des Passes am Berghang klebt. Unten im Tal liegt derweil der kleine Fernsteinsee, von dem wir aber leider nicht viel mitbekommen haben.
Die weitere Fahrt entlang der dicht besiedelten Täler durch Nassereith und Imst in Richtung Landeck gestaltete sich mit wenigen Ausnahmen auf durchaus lohnenswerten und steilen Trails eher unspektakulär auf Wald-, Wiesen- und asphaltierten Radwegen. Nicht nur die stete Zivilisation und die doch recht dichte Bebauung in diesem Bereich sondern auch der erste Regen der Tour (eher ein wilder Sommerguss) versalzten mir ein wenig das Alpencross-Gemüt. Gott sei dank, ließ dieser aber wieder nach, und wenig später blinzelten bereits wieder die ersten Sonnenstrahlen durch die Wolkenlöcher.
Durch einen Verfahrer, der uns stolze 200 Höhenmeter und knappe drei Kilometer Umweg kostete, befuhren wir wider der Planung dann schlussendlich einen Radweg. Lustigerweise lernten wir dort kurz vor Landeck noch die Radreisende Caro kennen, die wir am Abend noch häufiger in unserem Gastgeberort wiedertreffen sollten. So war der Ausklang des ersten Tages gerettet, denn nach Rad- und Körperpflege ging es in die Stadt zum Abendessen und Plausch mit Caro, welche auf dem Damenrad mal eben von Essen nach Riva (Italien) radelte, um ihre Freundin zum Geburtstag zu überraschen, und auf dem Zeltplatz der Stadt direkt an der Inn nächtigte. Also genau so eine Kaputte, wie wir welche waren.. Passte!
Gegen 22:00 Uhr machten wir uns beflissentlich daran, an unseren Matratzen zu horchen, um gegen sechs Uhr am nächsten Morgen auch wieder fit zum Aufstehen zu sein. Dass wir aufgrund der Erlebnisse des ersten Tages und wegen dem damit verbundenen detailgetreuen Auswerten noch bis 23:00 Uhr beschäftigt sein würden (im Bett liegend und die dunkle Decke verträumt anstierend), hätten wir auch nicht gedacht. Hach, die Aufregung!
Weiter geht's mit Tag 2...
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